22./23.09.22 | Max-Weber-Kolleg Erfurt

Der Zusammenhang der Frage nach der Natürlichkeit der menschlichen Lebensform und der Natur der Normativität, die diese Lebensform charakterisiert, bezeichnet einen zentralen Problemkomplex philosophischer Anthropologie, der jüngst eine bedeutende Renaissance erfahren hat. Im Kern der Debatte steht die Frage nach der adäquaten Auffassung des Menschen als animal rationale, also der Möglichkeit der Verbindung seiner animalischen Natur mit der ihm wesentlichen Ansprechbarkeit durch Gründe, d.i. des für seine Handlungsvollzüge und sein Weltverhältnis charakteristischen normativen Horizonts. In der Debatte um das Verhältnis von Norm und Natur im Wesen des Menschen spielt der Begriff des Lebens bzw. der Lebensform eine tragende Rolle. Dabei ist zwischen neoaristotelischen Theorien des ethischen Naturalismus und hegelianischen Theorien eines dialektischen Naturalismus vor allem umstritten, ob der Unterschied zwischen dem nur Lebendigen und dem Vernünftigen allein im Inhalt des speziesabhängigen Guten oder aber auf der Ebene der Form von Normativität selbst liegt.

Von dieser Grundkonstellation ausgehend möchte sich die Tagung explizit der Frage nach der politischen Dimension dieses Spannungsfeldes von Norm und Natur der menschlichen Lebensform widmen und beide Ansätze unter diesem Aspekt noch einmal neu ins Verhältnis setzen.

 

 

Organisation:  

Florian Uckmann (Universität Wien / Centre Marc Bloch Berlin | florian.uckmann@univie.ac.at)

Marcus Döller (Max-Weber-Kolleg, Universität Erfurt | marcus.doeller@uni-erfurt.de)